Tanzen, um den Krieg zu verarbeiten

Farnoush Nik

Farnoush Nik ist Tänzerin mit iranischen Wurzeln, deren künstlerischer Weg mit dem Folk Iranian Dance begann – einer Kunstform, die im Iran traditionell Männern vorbehalten ist und nur selten öffentlich gezeigt wird. Trotz dieser Einschränkungen ließ sich Farnoush nicht entmutigen und entwickelte ihre Leidenschaft kontinuierlich weiter. Sie wohnt heute in Paris und lebt das Tanzen aus.

Ihren dreiwöchigen Aufenthalt in der Eremitage nutzte sie zum künstlerischen Arbeiten sowie zur inneren Reflexion. Bereits 1,5 Jahre zuvor hatte sie sich beworben – ohne zu wissen, was sie genau erwarten würde. Erst mit der Zeit wurde ihr klar, wie abgeschieden der Ort wirklich ist – ohne WLAN, fernab der Stadt. Trotzdem entschied sie sich, ihren Aufenthalt anzutreten, um zu recherchieren und sich auf sich selbst zu konzentrieren.

Kurz vor ihrem Aufenthalt begann der Krieg zwischen Israel und dem Iran. Sie war unsicher, ob sie unter diesen Umständen allein hier zurechtkommen würde. Ohne Kontakt zu ihrer Familie, die dort noch lebt. Die Natur, die Stille, die Tiere – all das war neu und anfangs beängstigend als Farnoush in die Eremitage zog. Enttäuscht von sich selbst, stellte sie sich ihrer Angst und begann, in den Wald zu gehen. Nach etwa zehn Tagen veränderte sich etwas in ihr. Sie begann, die Schönheit der Natur wahrzunehmen. Für die gebürtige Iranerin war diese Erfahrung einzigartig – an keinem anderen Ort hatte sie bisher die Möglichkeit, sich selbst so intensiv zu begegnen und kennenzulernen.

Vor ihrer Ankunft hatte sie sich einen Plan gemacht: Sie wollte auf keinen Fall den ganzen Tag am Laptop verbringen, sondern jeden Tag körperlich aktiv sein. Abends nutzte sie die Gelegenheit, den Landschaftspark für sich allein zu genießen. Für ein paar Tage erhielt sie Besuch von ihrer Freundin Ava Yalali. Sie haben sich mit Hilfe von Untergrundorganisationen im Iran kennengelernt. Hier im Landschaftspark Rietzer Berg nutzen beide die Gelegenheit, den Krieg zu verarbeiten – mit Tanz und Performance als Ausdrucksmittel.