Selbstfindung vor Natur-Großbildleinwand

PH Gruner

Künstler mit klarem Fokus

Ein wenig wie auf einer Hacienda in Mexiko, so habe es sich angefühlt in der Eremitage auf dem Rietzer Berg, sagt der Künstler Paul-Hermann Gruner. Dabei habe er nicht den lieben langen Tag die Seele baumeln lassen. Er hatte einen klaren Fahrplan für sein zehntägiges Aufenthaltsstipendium als Autor. Jeden Morgen ist er früh aufgestanden, hat die Morgenfrische genossen und seinen Kaffee getrunken. Noch vor neun Uhr hat der Journalist und Schriftsteller sich drei bis vier Stunden an die Fertigstellung seines Werkes gesetzt und am Nachmittag noch einmal drei Stunden. Eine Siesta mit einem leckeren Mittagessen hat er sich täglich gegönnt. Den Abend hat er genossen mit unglaublich vielen Insekten, Grillenzirpen und einem Storch, der verlässlich jeden Abend um 18 Uhr am großen Fenster des Bungalows vorbeikam, genauso wie die Rehe. Es war wie eine Großbildleinwand von der er sich zwischendrin jedoch nicht hat ablenken lassen. Fokussiert bleiben bei der Arbeit, das ist ihm wichtig. „Als Künstler haben wir oft viele Projekte gleichzeitig und bekommen dann keines fertig.“, sagt der Darmstädter. Manchmal hat es ihn dann noch mal bis Mitternacht zu seinem Sachbuch gezogen. Es ist sein 23. Buch als Autor und Co-Autor.

Ein stetiger Selbstfindungsprozess

Doch PH Gruner, wie er sich mit Künstlernamen nennt, ist auch Bildender Künstler. Als er mit etwa 15 Jahren anfing mit der Kunst, hatte er niemanden in seinem Umfeld, der ähnliche Tätigkeiten ausübte. Als Nachzügler mit zwei älteren Geschwistern, wurde er viel an Erwachsenengesprächen beteiligt, die ihn geprägt haben. Gleichaltrige wurde zunehmend uninteressant. Ein Selbstfindungsprozess wurde in Gang gesetzt, der bis heute anhält. Auch die Zeit in der Kunst-Eremitage hat dazu beigetragen. Hier allein zu sein war eine positive Erfahrung für Paul. Das Gefühl der Einsamkeit oder des Mangels kam nicht auf. Stattdessen hatte er eine schöne Konzentrations- und Freiheitsphase – ohne Anfragen, ohne greifbar zu sein. Fokus und Selbstfindung in einem.